23. August 2023

Fremdsprachenkompetenz im Zeitalter von KI & Co und ihre Rolle in der modernen Arbeitswelt

Ein Gespräch mit Astrid Euchler, der Fachbereichsleiterin Fremdsprachen bei Campus Berlin in der Friedrichstraße

 

Anfang Juli dieses Jahres, zum 75-jährigen Bestehen des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg, äußerte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Meinung über das Erlernen einer zweiten Fremdsprache. Das mühsame Erlernen einer Fremdsprache wie Französisch an weiterbildenden Schulen sei künftig verzichtbar, da sich in zehn Jahren ohnehin jeder einen Knopf ins Ohr setzen werde, welcher simultan übersetze, was da so gesprochen werde.

Wir von Campus Berlin haben diese Aussage Kretschmanns als Anlass genommen, um mit Astrid Euchler, unserer Fachbereichsleiterin Fremdsprachen, über die Zukunft des Berufs der kaufmännischen Assistenz mit dem Schwerpunkt Fremdsprachen in Zeiten von künstlicher Intelligenz (KI) zu sprechen.

Fremdsprachenkorrespondenz im Zeitalter von KI

Frau Euchler, was denken Sie? Verringert der besagte „Knopf im Ohr“ und generell KI in Zukunft die Nachfrage nach Personal mit Fremdsprachenkenntnissen, also auch kaufmännischen Assistent*innen mit dem Schwerpunkt Fremdsprachen?

Astrid Euchler: Nein, das wird nicht der Fall sein. Wenn internationale Unternehmen Personal einstellen, geht es nämlich nicht allein um die Kompetenz bestimmte Sprachen zu sprechen, sondern auch um interkulturelle Kompetenzen. Wer eine Fremdsprache erlernt, versetzt sich in die Denkweise einer Sprechergemeinschaft und lernt auch deren Gepflogenheiten und Lebenswelten kennen. Man denke nur an die bestehenden kulturellen Unterschiede und Besonderheiten bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Geschäftspartner*innen. Ein Business-Knigge Workshop kann hier vielleicht erste Abhilfe abschaffen, aber nicht das benötigte Feingefühl einer Person ersetzen, die der Sprache mächtig ist. Wir dürfen auch nicht vergessen, bei der Kommunikation von Mensch zu Mensch spielen auch psychologische Faktoren eine Rolle. Wenn wir eine Fremdsprache lernen, werden wir automatisch offener und toleranter gegenüber anderen Kulturen.

Die künstliche Intelligenz kann Wörter übersetzen, sie erkennt aber nicht, was um sie herum passiert. Subtile Botschaften, die zum Beispiel in der Mimik des*der Gesprächspartners*Gesprächspartnerin mitschwingen, können ein und dieselbe Aussage in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Hinzu kommt, dass die Spontanität in einer Unterhaltung verloren geht.

Im Fremdsprachenbereich wird die KI aber immer mehr einfache Routineaufgaben wie das Erstellen von Angeboten übernehmen und damit den Arbeitsalltag maßgeblich ändern.

Ich halte es aber für problematisch, wenn die KI-generierten Texte in einer Fremdsprache nicht von den Mitarbeiter*innen geprüft werden können. Im Prinzip lässt sich wohl festhalten: Umso wichtiger ein internationaler Kontakt für ein Unternehmen ist, umso wichtiger ist es, mit Personal zusammenzuarbeiten, das auch die Sprache des Geschäftspartners/ der Geschäftspartnerin spricht.

Unternehmen, die international aufgestellt sind, brauchen also auch in Zukunft Mitarbeiter*innen mit Fremdsprachenkenntnissen.

Ganz unabhängig von den beruflichen Vorteilen, die das Sprechen von Fremdsprachen mit sich bringt – eine fremde Sprache zu lernen trägt auch immer zur Persönlichkeitsentwicklung bei und schafft Selbstvertrauen, und das kann KI nicht ersetzen.

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