Neue Ausbildung: Heilerziehungspfleger / Heilerziehungspflegerin
Torsten Fähnrich, einer der Konzepter unserer neuen Heilerziehungspflege-Ausbildung, stellt den Ausbildungsgang im Gespräch vor, erklärt, für wen diese Ausbildung etwas sein könnte und verrät auch, was das Besondere an dieser Ausbildung bei Campus ist.
Hören Sie das Interview, um einen Eindruck zu bekommen oder lesen Sie eine gekürzte Variante hier in unserem Blog.
Campus BB:
Wir werden ab dem neuen Jahr einen neuen Ausbildungsgang für den Bereich Heilerziehungspflege haben. Torsten Fähnrich, was lernt man wenn man HeilerziehungspflegerIn wird?
Torsten Fähnrich:
Also ganz klassisch: Heilerziehungspfleger beschäftigen sich mit Menschen mit Behinderung – mit körperlichen und geistigen Behinderungen, wobei die geistige Behinderung immer im Vordergrund stehen sollte.
Im Ausbildungsfeld durchläuft man neun Lernfelder, diese befassen sich mit Pflege, Pädagogik, Erziehung, aber auch im künstlerischen Bereich mit den musisch-kreativen Anteilen, sowie natürlich mit rechtlichen Gegebenheiten, die sich in Berlin immer mal wieder ändern. Ein großes Spektrum wird das Fach Recht umfassen, sowie natürlich auch Qualitätsmanagement, pädagogische Prozesse und Berufskunde.
Für mich als Kursleiter und Organisator hier bei Campus ist mir wirklich wichtig, dass wir die aktuellen Trends nicht verschlafen. Ich war selbst 16 Jahre in der Behindertenarbeit beheimatet und zum Schluss fünf Jahre Leiter von zwei Wohnstätten. Bei Personalentscheidungen und Einstellungen ist mir immer wieder aufgefallen, dass die Mitarbeiter keinen Entwicklungsbericht schreiben können und auch nicht wissen, wie Behinderungen klassifiziert und Einstufungen für die Menschen vollzogen werden können. Der theoretische Background wird in den Schulen offenbar kaum vermittelt. Das soll ein Schwerpunkt bei Campus werden und für diese Fächer werde ich selbst zuständig sein.
Campus BB:
Wenn ich grundsätzlich interessiert bin an der Arbeit mit Menschen mit Behinderung und mich frage, ob diese Ausbildung etwas für mich sein könnte – hast Du einen Tipp wie ich herausfinden kann, ob ich mich bewerben sollte oder nicht?
Torsten Fähnrich:
Also ich denke, man sollte einfach keine Scheu haben vor Menschen mit Behinderung und einfach mal ein Praktikum machen und hineinschnuppern, das ist überhaupüt kein Problem! Als ich am 1. Oktober 1996 als Zivildienstleistender mit der Behindertenarbeit angefangen habe, vollzog sich mein Zivildienbst in einer Einrichtung für Schwerst-Mehrfach-Behinderte und am Abend, nachdem ich zurück kam, hab ich zu meinen Eltern gesagt, da gehe ich nie wieder hin und habe Rotz und Wasser geheult… – naja und mittlerweile sind es 18 Jahre geworden! Das heißt, man hat am Anfang einfach eine gewisse Scheu, das ist ganz normal und das ist auch wichtig, dass die Menschen das wissen. Am Anfang bestehen sicher Berührungsängste – aber in einem Praktikum kann man wachsen. Viele Sachen erwachsen erst, wenn man es sich anschaut, wenn man hingeht, wenn man mitmacht!
Campus BB:
Was hat Dir an dem Beruf immer am meisten gefallen?
Torsten Fähnrich:
Am meisten gefallen hat mir die Dankbarkeit der Menschen. Viele verbinden mit ›behinderten Menschen‹ Personen, die sich nicht selbst versorgen können oder viele sagen auch »Die sind einfach doof«. Und das ist ja völliger Nonsense!
Und dann hat mir an dem Beruf gefallen, dass jeder Tag anders ist. Man kann nicht sagen, dass jeder Mensch jeden Tag gleich ist und das erlebt man eben auch bei Menschen mit Behinderung. Es ist jeden Tag anders, jeden Tag spannend, jeden Tag gibt es andere Herausforderungen und am Abend geht man glücklich nach Hause […].
Campus BB:
Und was war die dunkle Seite des Jobs, die Du am wenigsten mochtest?
Torsten Fähnrich:
Da gibt’s tatsächlich gar nichts. Also… Der Anfang war recht schwierig, aber ich bin ein Mann der Tat und ich habe mich nie gescheut, die Menschen pflegerisch zu begleiten oder jemanden zum Arzt zu begleiten. – Es gibt immer Momente, auch beim Arzt, wo Klienten in einem Wartezimmer, das sehr voll ist, laut losschreien und die Leute gucken blöd oder machen Sprüche, aber da muss man sich ein dickes Fell wachsen lassen und drüber stehen. Menschen mit Behinderung haben sich ja das Leben oder die Behinderung auch nicht ausgesucht. Jeder hat ein Recht so zu leben wie er ist und da muss sich die Gesellschaft noch ein Stückchen mehr sensibilisieren… Aber dunkle Seiten? Da kann ich gar nichts sagen. Da fallen mir wirklich keine ein.
Campus BB:
Was sollte ich als Bewerberin mitbringen, um erfolgreich bei Campus angenommen zu werden und um eine Ausbildung zu wählen, die auch zu mir passt? Ich meine schulische und persönliche Voraussetzungen.
Torsten Fähnrich:
Bei den persönlichen Voraussetzungen ist natürlich wichtig Empathie und Einfühlungsvermögen für die Menschen. Ein stückweit Spontaneität, wenn man im Schichtsystem arbeitet. Es ist von Vorteil, wenn man schon vorher ein bisschen musisch-kreativ tätig ist, aber keine Pflicht. […]. Wir stehen früh auf und gehen abends zu Bett – diesen Alltag strukturieren Sie dann für Menschen mit Behinderung und natürlich MIT den Menschen. Das heißt, man sollte natürlich nie über die Bedürfnisse der Menschen hinweggehen, sondern sie in alle Belange einbeziehen (wollen). Das ist die Grundvoraussetzung.
Campus BB:
Was muss ich für einen Schulabschluss mitbringen, um Heilerziehungspflegerin werden zu können?
Torsten Fähnrich:
Es gibt verschiedene Voraussetzungen. Entweder man hat die Fachhochschulreife oder den mittleren Schulabschluss – muss dann aber nochmal ein achtwöchiges Praktikum vorweisen. Wichtig ist, dass man eine gesundheitliche Eignung hat – der Arzt muss also bescheinigen, dass man gesundheitlich und körperlich für den Beruf geeignet ist. Und – da wir im Februar mit einem berufsbegleitenden Ausbildungsgang starten werden, ist da natürlich die Grundvoraussetzung dass man, wenn man schon im Beruf steht, mindestens eine 20-Stunden-Stelle vorweisen kann. Eine Kuriosität ist für mich, dass man das 25. Lebensjahr vollendet haben muss.
Campus BB:
Also: Ich habe den Realschulabschluss, habe ein achtwöchiges Praktikum in einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung absolviert, habe da festgestellt, dass das etwas für mich ist. Dann habe ich in der Einrichtung angefragt, ob sie meine Praxisstelle für die berufsbegleitende Ausbildung sein können und die Einrichtung sagt »Ja, Du kannst mit 20 Stunden hier arbeiten«, dann komme ich zu Campus, lege alles vor und kann meine Ausbildung starten, wenn ich auch hier als geeignet empfunden werde, richtig?
Torsten Fähnrich:
Genau so ist es. Sie kommen dann nochmal ins Bewerbungsgespräch und das sollte dann (hoffentlich) kein Problem darstellen, dann können wir am 16. Februar um 8 Uhr pünktlich starten!
Campus BB:
Und wann bin ich dann fertig?
Torsten Fähnrich:
Die berufsbegleitende Ausbildung dauert vier Jahre – das heißt im Februar 2019.
Campus BB:
Eins noch: Gibt es einen Grund die Ausbildung bei Campus zu machen und nicht woanders?
Torsten Fähnrich:
Erstmal ist Campus natürlich ein sehr guter Arbeitgeber und hier wird eine exzellente Ausbildung durchlaufen, aber im Moment haben wir als Campus auch noch ein Alleinstellungsmerkmal: Die berufsbegleitende Ausbildung zum Heilerziehungspfleger wird momentan nur bei uns angeboten. Und dann natürlich die Nähe zur Praxis: Wir sind dabei, vermitteln Praxisstellen, sind mit vor Ort und werden Praxisbesuche durchführen, damit die Leute dann im Anschluss auch fit für den Beruf sind.
Campus BB:
Ganz vielen Dank für das Gespräch.
Torsten Fähnrich:
Ich danke auch!
Interview: BC