Lernwerkstatt – Das pädagogische Konzept für selbständiges Lernen
Die Idee : Kompetenzaufbau durch selbständiges Lernen
Vielleicht haben Sie diesen Begriff schon einmal gehört: Lernwerkstatt. Aber was genau verbirgt sich dahinter? In diesem Beitrag beleuchten wir, was eine Lernwerkstatt auszeichnet und warum sie in der heutigen Bildungslandschaft so wichtig ist.
Was ist eine Lernwerkstatt?
Eine Lernwerkstatt ist mehr als nur ein physischer Raum in einer Bildungseinrichtung. Es ist ein pädagogisches Konzept, das auf der Idee des selbstgesteuerten und entdeckenden Lernens basiert. In einer Lernwerkstatt werden Lernende – egal ob Kinder oder Erwachsene – dazu ermutigt, ihren eigenen Interessen und Fragen nachzugehen, dabei eigene Wege zu finden, Probleme zu lösen und neues Wissen zu erarbeiten. Diese Art des Lernens findet in einer anregenden Umgebung statt, die mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen ausgestattet ist, um das Experimentieren und Erforschen zu fördern.
Aber warum ist das hilfreich? Wo liegen die Vorteile?
In unserer schnelllebigen Welt, in der Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten immer gefragter sind, bietet die Lernwerkstatt einen idealen Rahmen, um genau diese Fähigkeiten zu entwickeln. Anstatt auf traditionelle Lehrmethoden zu setzen, bei denen Wissen oft nur auswendig gelernt wird, ermöglicht die Lernwerkstatt einen viel aktiveren und persönlicheren Lernprozess.
Schlüsselprinzipien und -methoden
Basis einer Lernwerkstatt sind folgende 5 Grundprinzipien:
Selbstbestimmtes Lernen: Im Mittelpunkt steht die Eigenaktivität der Lernenden. Sie wählen selbst, womit sie sich beschäftigen möchten, und bestimmen ihr eigenes Lerntempo.
Entdeckendes Lernen: Statt fertige Antworten zu präsentieren, werden die Lernenden ermutigt, durch Experimentieren und Forschen selbst Antworten zu finden.
Handlungsorientierung: Lernen erfolgt durch aktives Tun. Der Umgang mit realen Objekten und Situationen steht im Vordergrund.
Interdisziplinärer Ansatz: Die Lernwerkstatt fördert das Verknüpfen von Wissen aus verschiedenen Bereichen und das ganzheitliche Lernen.
Soziales Lernen: Kooperation und Austausch mit anderen sind wesentliche Bestandteile. Lernende arbeiten zusammen, tauschen sich aus und lernen voneinander.
Abgrenzung zu traditionellen Lehrmethoden
Im Gegensatz zu traditionellen Lehrmethoden, wo der Fokus oft auf dem Lehrenden und dem Frontalunterricht liegt, steht in der Lernwerkstatt der Lernende im Mittelpunkt. Während traditionelle Methoden häufig auf Wissensvermittlung durch Instruktion und Wiederholung setzen, fördert die Lernwerkstatt aktives, selbstgesteuertes und kreatives Lernen. Die Rolle der Lehrkraft verändert sich dabei: Statt als Wissensvermittler agiert sie als Begleiter, Berater und Unterstützer im Lernprozess.
Raumgestaltung und Materialauswahl
Die Raumgestaltung einer Lernwerkstatt ist zentral für ihre Funktion. Der Raum sollte offen und einladend sein, um Kreativität und Experimentierfreude zu fördern. Wichtig sind:
- Zugängliche Materialien: Eine Vielzahl von Materialien sollte leicht zugänglich sein.
- Flexibilität: Möbel sollten so angeordnet sein, dass sie leicht umgestellt werden können, um verschiedene Lernszenarien zu unterstützen.
- Anregende Umgebung: Die Umgebung sollte die Sinne anregen, aber nicht überwältigen. Pflanzen, Kunstwerke und natürliche Materialien können dazu beitragen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Geschichtlicher Hintergrund: Die Wurzeln der Lernwerkstatt
Die Ursprünge der Lernwerkstatt-Idee lassen sich nicht auf ein bestimmtes Datum oder eine einzelne Person zurückführen. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer langen Entwicklung in der Pädagogik, die sich über Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte erstreckt.
Schon im 17. und 18. Jahrhundert begannen Pädagogen wie Comenius und Rousseau, die Bedeutung des entdeckenden und erfahrungsorientierten Lernens zu betonen. Sie glaubten, dass Lernen ein aktiver, nicht ein passiver Prozess sein sollte – eine Idee, die in der Konzeption der Lernwerkstatt zentral ist.
Im 20. Jahrhundert nahmen diese Ideen weiter Gestalt an. Reformpädagogen wie Maria Montessori und John Dewey prägten die Bildungswelt mit ihren revolutionären Ansätzen. Montessori betonte die Bedeutung der Selbstbestimmung und des Lernens durch Erfahrung, während Dewey die Idee des Lernens durch Tun (“Learning by Doing”) vorantrieb. Beide Ansätze finden sich in der modernen Lernwerkstatt wieder, wo Kinder und Erwachsene durch direkte Interaktion mit ihrer Umgebung lernen.
Auch die Konstruktivismus-Theorie hatte einen großen Einfluss auf die Gestaltung von Lernwerkstätten. Diese Theorie geht davon aus, dass Wissen am besten durch praktische Erfahrung und soziale Interaktion aufgebaut wird – ein Grundprinzip der Lernwerkstatt.
In den letzten Jahrzehnten begannen dann Schulen und Bildungseinrichtungen in Deutschland und anderen Ländern, die Idee der Lernwerkstatt aktiv aufzugreifen.
Vorteile einer Lernwerkstatt
- Förderung von Selbstständigkeit und Eigeninitiative: Lernende lernen, eigene Lernwege zu erkunden und Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen.
- Entwicklung kritischer Denkfähigkeiten: Durch das selbstständige Erkunden und Lösen von Problemen entwickeln Schüler*innen kritisches Denken und Problemlösungskompetenzen.
- Kreativitätsförderung: Die offene und flexible Gestaltung einer Lernwerkstatt ermutigt zu kreativem und innovativem Denken.
- Soziale und emotionale Entwicklung: Lernwerkstätten fördern soziale Interaktion und emotionale Intelligenz, indem sie Zusammenarbeit und Kommunikation unter den Lernenden unterstützen.
- Individuelle Förderung: Da Lernende ihren eigenen Interessen folgen können, wird individuelles und differenziertes Lernen unterstützt.
- Praktisches und ganzheitliches Lernen: Lernwerkstätten bieten die Möglichkeit, theoretisches Wissen in praktischen Kontexten anzuwenden und zu vertiefen.
Die Lernwerkstatt bei Campus Berlin.
Unsere Lernwerkstatt ist ein Raum, der den Lernenden zusätzlich zum regulären Unterricht zur Verfügung steht, um in ihrem eigenen Tempo zu lernen und sich mit einer Vielzahl von Themen zu beschäftigen, insbesondere in den Bereichen Mathematik-Naturwissenschaft, Sprachbildung und Medien. Sie ist für gezielte Unterrichtseinheiten, einzelne Projekte oder eigenständiges Lernen gedacht und bietet ideale Bedingungen für Schüler*innen des Campus Berlin, um sich aktiv und nach eigenen Interessen Wissen anzueignen.