Achtsamkeit und Selbstfürsorge
Bestandteil der Ausbildung: Besser umgehen mit Stress mit Selbstfürsorge
Woran Sie den Erschöpfungszustand erkennen und wie Sie einen Burnout verhindern
Pflegende und soziale Berufe sind unglaublich wichtig für unsere Gesellschaft, weil sie sich um das Wohl und die Gesundheit anderer kümmern. Erzieher*innen oder Pflegefachkräfte machen nicht nur körperlich, sondern auch emotional viel mit, was oft nicht genug anerkannt wird. Doch obwohl die Bedeutung von Selbstpflege und mentale Gesundheit allgemeinhin inzwischen als wichtig angesehen wird, ist es vielen Fachkräften im Berufsalltag oft nicht möglich, die in der Ausbildung erlernten Strategien zur Selbstachtsamkeit und Selbstfürsorge anzuwenden. Das fängt bei den Pausenzeiten an, durch zu dichte Aufgabenverteilung einzuhalten sind oder endet beim Anruf an einem freien Tag, ob nicht eventuell die Möglichkeit bestünde, für eine*n plötzlich erkrankte*n Kollegin oder Kollegen einspringen zu können. Der Druck, ständig für andere da zu sein, kann zu einem Burnout führen. Was ist das genau und wie lässt sich vielleicht verhindern?
Burnouts nehmen zu
Pflegende und soziale Berufe zählen zu den am stärksten von Burnout betroffenen Berufsgruppen. Eine Studie der Barmer zeigt, dass 62 Prozent aller Pflegekräfte regelmäßig körperlich erschöpft sind. Daten der AOK bestätigen, dass Pflegekräfte doppelt so häufig Fehltage wegen Burnout beanspruchen, wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Zudem ist es bedenklich, dass diese Zahl seit 2013 kontinuierlich steigt. Die Belastung in diesen Berufen wird nachweislich immer mehr zum Problem. Zudem hat sich durch den fortdauernden Fachkräftemangel eine Spirale entwickelt: durch einen den steigenden Krankenstand fallen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunimmt.
Mehr Informationen (eine Auswahl): Aktueller DAK Psychreport 2024. Quelle Webseite der DAK, Reporte und Forschung; Fehlzeiten-Report 2023, AOK;
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Warum gerade in diesen Berufen die Gefahr so groß ist
Emotionale Belastung:
In pflegenden und sozialen Berufen stehen die Fachkräfte oft im direkten Kontakt mit Menschen, die schwere gesundheitliche Probleme haben, leiden oder sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Der tägliche Umgang mit Schmerz, Verlust und Trauer kann emotional äußerst belastend sein. Es werden nicht selten echte Bindungen zu den Patient*innen aufgebaut, was die emotionale Beanspruchung nochmals erhöht.
Physische Anforderungen:
Die Arbeit in der Pflege und im sozialen Bereich kann körperlich ganz schön anstrengend sein. Lange Schichten, Nachtdienste und unregelmäßige Arbeitszeiten gehören oft dazu. Pflegekräfte müssen häufig auch körperlich schwere Aufgaben erledigen, wie das Heben und Bewegen von Patient*innen. Erschöpfungssymptome oder Schmerzen sind die Folgen.
Strukturelle Probleme:
Ein großes Problem in pflegenden und sozialen Berufen sind die schwierigen Arbeitsbedingungen. In Deutschland gibt es nicht genug Fachkräfte, was bedeutet, dass das vorhandene Personal oft überlastet ist. Die Mitarbeiter*innen müssen nicht selten mehr arbeiten, um die Versorgung sicherzustellen. Zudem fehlen oft wichtige Unterstützungssysteme, wie Supervision oder psychologische Betreuung. Viele Mitarbeiter*innen fühlen sich nicht ausreichend wertgeschätzt und haben das Gefühl, dass sie immer wieder mehr leisten müssen, als sie vielleicht leisten können.
Ausbildungsinhalt: Selbstfürsorge und Achtsamkeit
Während ihrer dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachkraft und für angehende Erzieher*innen und Heilerziehungspfleger*innen ist daher Bestandteil des Unterrichts das Erlernen eines ganzen Werkzeugkastens an Strategien, um mit Stress und emotionaler Belastung besser umzugehen. Hierzu gehören Entspannungstechniken wie beispielsweise Meditation, Yoga, progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Atemübungen. Ein Begriff, der dabei immer wieder fällt, ist Achtsamkeit.
Die Idee Achtsamkeitspraktiken aus der buddhistischen Tradition für unseren modernen Alltag zugänglich zu machen, hatte der Medizinprofessor Jon Kabat-Zinn im Jahr 1979. Er erkannte den Wert der buddhistischen Psychologie und entwickelte daraufhin an der University of Massachusetts ein systematisches, achtwöchiges Programm zur Stressbewältigung, das später wissenschaftlich untersucht wurde. Dieses Programm, bekannt als MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction), hat sich weltweit etabliert und wird auch von vielen Krankenkassen in Deutschland anerkannt.
Dos and Don’ts – Hilfreiche Tipps zur Vermeidung von Burnout
Selfcare
- Körperliche Selbstfürsorge: Bewegen Sie sich regelmäßig, ernähren Sie sich ausgewogen und sorgen Sie für genügend Schlaf. Diese grundlegenden Aktivitäten stärken Ihren Körper, reduzieren Stress und fördern Ihr allgemeines Wohlbefinden.
- Emotionale Selbstfürsorge: Nehmen Sie sich Zeit, um emotionale Belastungen zu erkennen und aktiv anzugehen. Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern oder einem Therapeuten können dabei helfen. Kreative Tätigkeiten wie Malen, Musikmachen oder Schreiben sind ebenfalls großartige Wege, um Emotionen zu verarbeiten.
- Mentale Selbstfürsorge: Stärken Sie Ihre mentale Gesundheit durch Achtsamkeit, Meditation und Entspannungstechniken. Diese Methoden beruhigen Ihren Geist, reduzieren Stress und verbessern die Konzentration. Regelmäßige Pausen und Hobbys, die Ihnen Freude bereiten, sind ebenfalls wichtige Bestandteile der mentalen Erholung.
Arbeitsumgebung
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen: Sprechen Sie mit ihrem Arbeitgeber über angemessene Arbeitszeiten, ausreichend Pausen und ein sicheres Arbeitsumfeld. Dazu gehört auch, moderne Ausrüstung und geeignete Räumlichkeiten bereitzustellen, die den Arbeitsalltag erleichtern.
- Teamarbeit: Fördern Sie eine gute Zusammenarbeit im Team, um die Arbeitslast gleichmäßiger zu verteilen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Regelmäßige Teambesprechungen und der offene Austausch über Herausforderungen und Erfolge tragen zu einem unterstützenden Arbeitsklima bei.
- Supervision: Nutzen Sie Supervision und berufliche Beratungsangebote, um berufliche Herausforderungen zu reflektieren und zu verarbeiten. Supervision hilft dabei, belastende Situationen zu bewältigen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Grenzen setzen
- Zeitmanagement: Ein effektives Zeitmanagement ermöglicht es Ihnen, Prioritäten zu setzen und Arbeitsaufgaben effizient zu erledigen. Dadurch reduzieren Sie Stress und schaffen Raum für Erholung und persönliche Aktivitäten. Planen Sie Pausen ein und vermeiden Sie Überstunden, um ein ausgewogenes Arbeitsleben zu gewährleisten.
- Nein sagen lernen: In pflegenden und sozialen Berufen kann es schwerfallen, Anfragen abzulehnen, da der Wunsch zu helfen, oft stark ausgeprägt ist. Dennoch ist es wichtig, Ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Lernen Sie, Nein zu sagen, um eine Überlastung zu vermeiden und Ihre Gesundheit zu schützen. Machen Sie sich bewusst, dass das Setzen von Grenzen nicht nur Ihnen selbst, sondern auch den betreuten Personen zugutekommt, da es langfristig die Qualität Ihrer Arbeit erhält.