Wie wir Schule machen – lernen wie es uns gefällt
Lesetip von Johanna Schenkel
Drei Berliner Schülerinnen haben ein Buch über ihre Schule geschrieben. Alma de Zárate (geb. 1999), Jamila Tressen (geb. 1998 in Berlin) und Lara Luna Ehrenschneider (geb. 1997) besuchen die Evangelische Schule, eine Gemeinschaftsschule im Bezirk Berlin-Mitte. Diese Schule hat für ihr Lernkonzept schon viel Lob bekommen, aber warum?
Die Rektorin Margret Rasfeld hat in einer Schulversammlung gefragt, wer von den Schüler_innen ein Buch über die Schule schreiben will. Die drei Schülerinnen, die sich nicht gut kannten, haben sich gemeldet. Sie wollten über ihre Schule erzählen und haben gemeinsam ein Buch in ihrer eigenen Sprache mit den Beispielen und Themen, die sie selbst wichtig finden, geschrieben. Geholfen hat ihnen dabei der Stern-Journalist Uli Hauser. Er kennt sich gut aus mit dem Thema, weil er schon das Buch „Jedes Kind ist hochbegabt“ geschrieben hatte.
Die drei Mädchen haben zuerst in einen Buchladen geschaut, was es schon zu dem Thema gibt. Sie wunderten sich über die vielen Bücher zum Thema Schule und Erziehung. Aber die waren nur über und nicht von Schüler_innen. Also sie haben sich nicht bange machen lassen und einfach angefangen: Erst haben sie einen Plan gemacht, was in das Buch soll. Sie haben mit vielen gesprochen. Die kommen vor: Eltern, eine Schulgründerin, die Rektorin der Schule, der Neurobiologe Gerald Hüther, Volker Käfer aus dem Vorstand der Deutschen Bahn oder ein Unternehmensberater. Alle berichten von dieser Schule und über ihre Schüler_innen aus ihrem Blickwinkel.
Die drei Autorinnen erzählen vom Unterricht und vom Wunschkatalog für Lernfächer, den sie aufgestellt haben. Fächer wie “Verantwortung” und “Herausforderung”, die gibt es an ihrer Schule für alle. Für das Fach “Verantwortung” besuchen Schüler_innen Altersheime, Kindergärten, helfen schwachen, behinderten, jungen, alten oder kranken Menschen.
In dieser Schule gibt es statt Unterricht Lernbüros. Morgens wenn sie in die Schule kommen, können die Schüler überlegen: Habe ich jetzt Lust auf Mathe, Natur und Gesellschaft oder lieber Englisch? Wenn sie ein Lernbüro ausgewählt haben, holen sie das entsprechende Material und arbeiten damit. Die Fachlehrer_innen unterstützen sie dabei. Frontalunterricht, bei dem alle das gleiche zur gleichen Zeit lernen, gibt es kaum. Zwar sitzen alle in einem Raum zusammen, aber jeder arbeitet in seinem Fach und Tempo. Es gibt Tests, die den Leistungsstand in % angeben und Noten mit ausführlichen Beurteilungen, die sagen was gelernt wurde und wie das soziale Verhalten ist. Dazu kommen Wahlfächer: Sprachen, Informatik, Skulpturen, Stricken oder Football.
In der Klassenstunde wird besprochen, was aktuell ansteht, was gut ist oder verbessert werden soll. Es werden da Geburtstage gefeiert oder sogar Klassenrat gehalten mit Moderator, Assistenten und Regelwächtern, die darauf achten, dass es nicht zu laut wird. Dort kann über Mobbing, Probleme wie Streit oder auch Krankheit geredet werden.
Ein Buch für alle, die sich für Erziehung interessieren oder in der Schule arbeiten wollen. Es ist gut lesbar und vermittelt eine positive Haltung zur Verbesserung von Schule und Lernen. Knaus Verlag, 19,99€
Die Autorinnen sind im Video im Rahmen der Initiative „Schule im Aufbruch“ zu sehen
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